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FSRK
FSRK Pressemitteilung vom 01.02.2006

Verwaltungsgebührenboykott an der Uni Hamburg

Seit diesem Semester sind die Hamburger Hochschulen durch den politischen Senat dazu verdonnert, einen sogenannten Verwaltungskostenbeitrag von 50 Euro von allen Studierenden zu kassieren. Die Fachschaftsrätekonferenz (FSRK) der Universität ruft nun alle Studierenden der Uni auf, die Verwaltungsgebühr für das nächste Semester zu boykottieren. Zu diesem Zwecke wurde ein Treuhandkonto eingerichtet. Zahlen mindestens 13.000 Studierende – also ein gutes Drittel aller Studierenden der Uni – auf dieses Konto ein, so tritt der Boykott in Kraft und der Betrag wird nicht an die Uni überwiesen. Der Senat wird so gezwungen, auf die Erhebung von Studiengebühren zu verzichten.

Till Petersen (Referent der FSRK): „Die seit letztem Wintersemester erhobenen Verwaltungsgebühren sind Studiengebühren. Auch sie tragen dazu bei, die Bildungskosten zu privatisieren und Bildung zur Ware zu machen. Sie haben die spezielle Funktion, als Wegbereiter Akzeptanz für die allgemeinen Studiengebühren zu schaffen. Der solidarische Boykott der Verwaltungsgebühren ist ein klares Signal gegen diese Akzeptanz und eine aktuell notwendige Maßnahme gegen jedwede Gewöhnung an das Bezahlstudium. Er ist zugleich die konsequente Fortführung der Demonstrationen, Streiks und Proteste, diverser eindeutiger Beschlüsse der zentralen studentischen und akademischen Gremien sowie der erfolgreichen Urabstimmung für Gebührenfreiheit. Hier hatten sich in nur drei Tagen über 1/3 aller Studierenden beteiligt und mit 95% für die Gebührenfreiheit des Studiums gestimmt. Der Boykott der Verwaltungsgebühren ist die adäquate Antwort auf die Zuspitzung seitens des Wissenschaftssenators, trotz all dieses Widerspruchs allgemeine Gebühren gesetzlich verordnen zu wollen. Er richtet sich gegen eben diese allgemeinen Gebühren.“

Studiengebühren sind ein entscheidendes Mittel neoliberaler Politik, die Hochschulen marktkonform zu trimmen. Petersen: „Das Studium soll als ein Gut betrachtet werden, das die Studierenden sich käuflich erwerben sollen. Sie sollen den Zukauf von Bildung als Veredelung ihrer selbst als ‚Humankapital‘ verstehen. Die ‚richtige‘ Bildung soll als Konkurrenzvorteil gegenüber anderen begriffen werden, mit dem sie sich später besser auf dem Arbeitsmarkt den ‚Arbeitgebern‘ feilbieten können. Für uns ist der Kampf für die Gebührenfreiheit mit dem Ziel einer gesellschaftlich verantwortlichen Wissenschaft verbunden, die mit ihrem Beitrag zur Überwindung menschlicher Mühsal allen nützt.“

Gebühren implizieren verstärkte soziale Selektion beim Bildungszugang, Entdemokratisierung der Institutionen, gesteigerte Oberflächlichkeit der Wissenschaftsinhalte und eine Dekultivierung des Miteinanders der Mitglieder im Hochschulalltag.

Der Boykott als politisches Kampfmittel beruht im wesentlichen auf der kollektiven Verweigerung der Zahlung der Verwaltungsgebühren. Das solidarische Handeln ist dabei entscheidend gegen die drohende Vereinzelung, jeder möge für sich mit der zusätzlichen finanziellen Belastung und der ideologischen Knute zum braven, zügigen und entfremdeten Studium fertig werden.

Wer sich an dem Boykott beteiligen will, soll 50 Euro statt an die Universität auf das Treuhandkonto überweisen, den Rest (188 Euro) an die Universität, um den Willen zu studieren zu bekunden. Weitere Informationen finden sich unter www.gebuehrenboykott.de.

http://www.fsrk.de/artikel_223.html [Stand 1. Februar 2006]