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FSRK
Zur Auswertung des Dies Academicus

Voran, Voran für eine erfreuliche Universität!

„Einführung eines Systems leicht verständlicher und vergleichbarer Abschlüsse (…) mit dem Ziel, die arbeitsmarktrelevanten Qualifikationen der europäischen Bürger ebenso wie die internationale Wettbewerbsfähigkeit des europäischen Hochschulsystems zu fördern.“

Aus der gemeinsamen Erklärung der Europäischen Bildungsminister, Juni 1999, Bologna.

„Kritische Bildung erschöpft sich nicht im - individuellen - Erwerb von sogenannten Kompetenzen, sondern ist eine Kraft, die der kritischen Weltaneignung aller dient, die zur Ausbildung kritischer Handlungsfähigkeit beiträgt und dazu befähigt, die gesellschaftlichen Prozesse bewusst und aktiv mit zu gestalten.“

„Die Universität als Ort der kritischen Bildung - Ein Abgesang auf das Hohelied des Standorts“ - Rede von Sinah Mielich (FSR Erziehungswissenschaft) im Eröffnungspodium des Dies Academicus vom Dienstag den 17. April 2012.

Hervorgebracht durch die studentische Kritik an Bologna fand am 17. April ein Dies Academicus statt. In diesem Rahmen haben sich über 300 Mitglieder der Universität mit den Entwicklungs-erfordernissen einer humanen Neuorientierung der Universität und des Studiums auseinandergesetzt. Mit dem Dies ist der Paradigmenwechsel von der Konkurrenz zur Solidarität, von der pragmatischen Verwaltung des Mangels zur rationalen Anspruchshebung, von der vereinzelten Ohnmacht zur kollektiven Gestaltung und Aneignung der Entwicklung weiter vorangebracht worden. In Abkehr von der Arbeitsmarktorientierung ist die Stoßrichtung des in Gang gebrachten Reformprozesses inhaltlich, am universitären Leitbild orientiert, mit der kooperativen Bildung mündiger Menschen gefasst worden.

Als Konsequenz ist gemeinsam entwickelt worden, dass: Prüfungen nicht nur reduziert, sondern grundlegend auf ihre Funktion überprüft werden müssen, damit rückmeldende und reflexive Elemente die inhaltliche Auseinandersetzung befördern. Dadurch kann eine egalitäre Lernkultur ermöglicht werden, die durch die Aufhebung der Fokussierung auf Einzelleistungen eine Hinwendung zu einem kooperativen Erkenntnisprozess ermöglicht, um sich kollektiv der Lösung konkreter Probleme anzunehmen.
Durch die Abschaffung von Modul- und Prüfungsfristen im Studium sind die Möglichkeiten erweitert, gesellschaftlich relevante Fragen kritisch zu vertiefen und die Wissenschafts- und Universitäts-Entwicklung weiter gemeinsam voranzutreiben.
Die starren, entwicklungs-feindlichen Module sollen überprüft, gelockert oder abgeschafft werden, damit die Struktur des Studiums künftig vom (kritischen) Inhalt her bestimmt werden kann. Der affirmative Praxisbezug durch den ABK-Bereich soll „entpflichtet“ oder abgeschafft werden.
An die Stelle der Akkreditierung durch private Einrichtungen soll die Gestaltung der Studiengänge in einem kooperativen Prozess in Verantwortung der Mitglieder der Universität treten. Demokratische Strukturen auf Fakultäts- und Fachbereichsebene müssen dafür rekultiviert und teilweise wieder geschaffen werden.

Die Realisierung eines kritischen Gesellschaftsbezugs in den Studiengängen ist notwendig für die wissenschaftliche Entwicklung kollektiver Handlungsfähigkeit in Bezug auf die Herausforderungen der Zeit: Wahre Internationalität und Völkerverständigung, Kriegs- und Friedensursachenforschung, am Allgemeinwohl orientierte Wirtschaftswissenschaften, sinnvolle Arbeit und Bildung, Gesundheitsvorsorge und Zugang zu Kultur für alle Menschen, sowie ein ökologisch vernünftiges Mensch-Natur-Austauschverhältnis.

Um die Forderungen des Dies zu diesem Zweck tatsächlich Realität werden zu lassen, die Kultur der wissenschaftlichen Verständigung und demokratischen Partizipation zu verallgemeinern, und in dieser Weise ein erfreuliches Studium zu verwirklichen, hat organisiertes, engagiertes studentisches Eingreifen in Fachschaftsräten, Fachbereichen, Fakultäten und universitätsweit entscheidende Bedeutung.

Die Ergebnisse des Studienreformtags

werden nun in einer Arbeitsgruppe aufbereitet und sollen möglichst schnell Eingang in die Überarbeitung der Studienordnungen durch die Gremien sowie in die Auseinandersetzung mit außeruniversitären politischen Akteuren finden. Unter: www.uni-hamburg.de/UHH/DiesAcademicus2012.html sind Reden, Präsentationen und neue Ankündigungen einzusehen.

http://www.fsrk.de/artikel_289.html [Stand 4. Mai 2012]


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